Julian, du bist langjähriger ehemaliger Mitarbeiter verschiedener Großorganisationen des World Food Program, des UNHCR.
Du hast 2013 bis 2014 das Camp Sartari in Jordanien an der syrischen Grenze geleitet,
das von dem viele wahrscheinlich noch die Bilder im Kopf haben, eines der größten Flüchtlingscamps der Welt.
Und du bist jetzt Social-Sozialunternehmer, habe ich gelernt heute das Wort,
eines Start-ups, Switchboard und wie gesagt Urheber mit dieser Idee der Sustainable Development Zones auch aus der Praxis heraus.
Jetzt haben wir schon gehört, Äthiopien könnte ein Fall für eine Pilotierung sein.
Ihr habt angefangen, ihr habt eine Machbarkeitsstudie dort angeregt für SDZ.
Auf welche Resonanz kannst du uns berichten? Stößt dieses Konzept? Ist das überhaupt interessant für Personen vor Ort?
Wie wird das weiterentwickelt? Wer sind die Träger eines möglichen Träger eines solchen Konzepts?
Und ich schiebe gleich noch eine kritische Frage hinterher.
Ein Staat wie Äthiopien, der sich bestenfalls auf dem Wege der Demokratisierung befindet mit Up-and-Downs,
mit vielen auch Konflikten behaftet, wie kann man sich in einem solch politisch fragilen Kontext eine solche Insel,
ja du hast gesagt Insel guter Regierungsführung, Good Governance Insel in so einem Kontext vorstellen?
Ja, danke, schönen guten Abend. Ja, vielleicht aus der Praxis, aber ich möchte hier vielleicht mit Satari anfangen,
denn da ist es das erste Mal, vielleicht das zweite Mal, mir aufgefallen, dass wir ja eigentlich gar nicht mehr über Lager als solches reden,
sondern wir reden über die Städte der Zukunft. Und ich habe damals in Satari die Stadt Amsterdam als Entwicklungspartner mit reingeholt,
nicht nur für das Lager Satari selber, das sich mit 100.000 syrischen Brüchtlingen in Richtung Stadt einer Siedlung entwickelt hat,
ob wir das wollten oder nicht, oder ob die Organes Regierung das verfolgt oder nicht, gleichzeitig aber auch die Gemeinden,
Kommunen der Umgebung erlebt habe, die darunter gelitten haben, dass eben die meisten Flüchtlinge gar nicht in dem Lager waren,
sondern in ihrer Stadt gelebt haben, mit einem Druck auf den Service, auf die Infrastruktur, die sowieso nicht ausreichte.
Und jedes Mal, wenn ich als UNHCR-Mitarbeiter über das Thema Stadt gesprochen habe, dann sind die Jordanier etwas böse geworden.
Aber als dann die Stadt Amsterdam kam und der niederländische Städteverband gesagt hat,
wir arbeiten mit euch Gemeinden zusammen, um an dem Thema, wie könnt ihr denn eigentlich besser mit so vielen mehr Menschen umgehen,
da wurden die mit sehr viel Enthusiasmus empfangen und es gab auch relativ schnell einen Vertrag zwischen der niederländischen Regierung und Jordanien.
So, das war der Anfang. Wir haben dann dieses Konzept 2017 in einem Rahmen einer Studie,
die wir für das österreichische Kanzleramt unter Kanzler Kern entwickelt haben, weiter gedacht.
Dazwischen kam dann auch die Gründung der Organisation Refugee Cities, an der ich auch beteiligt bin,
um zu sagen, irgendwo müssen wir weiter denken über das Thema Lage.
Auf jeden Fall 2017 haben wir dann gemerkt, das ist ja eigentlich das wirkliche Thema für viele, für viele Bürgermeister, für viele lokale Gemeinschaften.
Wie gehen wir denn mit viel mehr Menschen um?
Und dann kam der Kontakt mit UNHBITAT in Bezug auf Äthiopien, um jetzt auf das ganz konkrete Beispiel zurückzukommen, wo wir gerade beschäftigt sind.
Und UNHBITAT hat uns gebeten, doch in das Thema Vertreibung Binnenflüchtlinge zu schauen.
Es gibt drei Millionen Vertriebene durch Konflikte, die so oft durch Landkonflikte entstanden sind, durch Entwicklungsprojekte eigentlich auch entstehen.
Eisenbahnbau und solche Dinge. Also ziemlich viel Druck. Und auf einmal gibt es drei Millionen Vertriebene. Schaut euch das an.
Und dann sind wir im Dezember in Äthiopien gewesen und uns ist relativ schnell dann klar geworden, es geht nicht nur um die Vertriebenen hier,
sondern es geht um ein Land, das sich in einer fast schon dramatischen Transformation befindet.
Einerseits durch eine politische Entwicklung, neue Regierung, neuer dynamischer Ministerpräsident zum einen,
aber eben auch ein Land, das mit fast zehn Prozent Wirtschaftswachstum sehr schnell sich entwickelt.
Gleichzeitig das Thema Urbanisierung auch hat. Im Augenblick sind 21 Prozent der äthiopischen Bevölkerung in Städten.
Durch Klimawechsel und andere Themen werden sich in den nächsten Jahren etwa 40, 45 Prozent der Äthiopier in Städten aufhalten.
Das muss irgendwie begleitet werden, ist uns klar geworden. Und eben auch einfach von den Zahlen,
ja eine Million Menschen werden im Jahr in Städte ziehen in Äthiopien. Und hier Aufnahme, also wir haben dann dieses Konzept,
das Joachim gerade eben beschrieben hat, diskutiert, vor Ort geschaut, mit den Vertriebenen gesprochen,
mit informellen, nicht legalen Siedlern gesprochen. Und es ist klar geworden, dieses Konzept passt.
Aber es passt nicht, wenn wir das jetzt nur für die Vertriebenen uns anschauen, sondern eben im Grunde für das ganze Thema
Veränderung, Transformation, Urbanisierung. Ich war dann im Januar nochmal da,
habe dann mit den Regionalkräften, also der Regierung von Oromia, Städteplanern, Architekten und so weiter zu tun gehabt,
in einem Workshop auch, enthusiastischer Empfang für die Idee, weil sie gefühlt haben, jetzt geht es um mehr als nur um die Vertriebenen
oder nur um die Flüchtlinge, sondern es geht um etwas, was uns als Städtemanager, als Planer jeden Tag beschäftigt und uns Sorgen macht.
Informalität. Jeder, der in die Städte reinkommt, endet ab in einem Slum. Was ist unsere Antwort als Stadtverwaltung darauf?
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:34:02 Min
Aufnahmedatum
2019-04-10
Hochgeladen am
2019-05-09 10:59:44
Sprache
de-DE
Podiumsdiskussion mit:
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Prof. Dr. Petra Bendel, Zentralinstitut für Regionenforschung der FAU
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Prof. Dr. Markus Krajewski, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Völkerrecht
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Kilian Kleinschmidt, Gründer und CEO von IPA – switxboard GmbH Global Networking and Humanitarian Expertise
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Prof. Dr. Ulrike Krause, Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) Osnabrück
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Dr. Günter Nooke, Afrikabeauftragter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung